Leserbrief in der MZ-Ausgabe vom 25.07.2012 zum Artikel “Wassertaufe vor dem Richtfest”, MZ vom 19. Juli:

IBA 2010 – Sachsen-Anhalt wollte sich in der Welt mit innovativen Bauprojekten präsentieren. Für die Bernburger Verwaltung die Chance, eine ungeheure Menge an Fördermitteln für ein Einzelprojekt in die Innenstadt zu holen. Man erdachte ein an sich lobenswertes Konzept: Berufsbildung und Sekundarschule sollten stärker als bisher integriert werden und das, mit einer Großschule mitten in der Innenstadt von Bernburg.
Zentraler Inhalt des Projektes war die Verbindung von Stadtentwicklung und Schulplanung. Ein als “Treibhaus” bezeichnetes Bauwerk sollte als “weitgehend öffentlicher, multifunktionaler und intergenerativer Lern- und Begegnungsraum[1]” mit “Medien-, Theater-, Musikwerkstätten, Handwerksräumen und Laboren sowie Bibliothek, Mediathek, Mensa und Cafeteria für einen offenen Schulbereich, ohne Zaun und Tor[2]” sorgen. Dabei kam dem durch das Gebäude verlaufenden öffentlichen Verbindungsweg zwischen Lindenplatz und Schlosskirche eine zentrale Bedeutung zu. “Diese neue Wegeverbindung und eine zusätzliche städtische Nutzung des Treibhauses führen zu einer Öffnung des Quartiers zwischen Käthe-Kollwitz- und Leipziger Straße[3]“, hieß es in der Konzeption. Sogar ein “Schulrestaurant” war geplant, wo Schüler selbst für Ihre Mitschüler gesunde Nahrung zubereiten sollten. Für ein derartiges Bildungsangebot lohnt es sich wirklich für 860 Schüler, den teils weiten Weg in die Kreisstadt auf sich zu nehmen. Doch was wird nun von all den schönen Konzeptideen auch umgesetzt? Der öffentliche Durchgang – gestrichen, der geplante Erhalt der historischen Scheunenbauten am Saalweg und ihre denkmalpflegerische Integration in die Turnhalle – gestrichen.
Wie viele Medien-, Theater-, Musikwerkstätten, Handwerksräume und Labore werden nun wirklich gebaut und ausgestattet? Zu IBA-Zeiten konnte es gar nicht genug Aufmerksamkeit und Öffentlichkeitsarbeit geben, heute berichtet keine offizielle Webseite mehr transparent über den aktuellen Stand des Projektes. Gab es finanzielle Streichungen am Schulkonzept? Wer unterstützt die Lehrer fachlich und unter Realbedingungen bei dem schwierigen Start im neuen Gebäude, nachdem das Begleitprojekt “Lebenswelt Schule” schon längst abgeschlossen ist, bevor auch nur ein Schüler den neuen Standort besucht hat.
“Wenn man sich als Bürger über den aktuellen Sachstand bezüglich der baulichen und städtebaulichen Umsetzung des Projektes informieren möchte, kann man sich gern in Form eines persönlichen Gespräches an mich wenden“, teilte der Baudezernent der Stadt Bernburg, Holger Köhncke, auf Anfrage mit.
Wo bleibt da jene öffentliche Transparenz und Integration, die doch einmal so wichtig für das Projekt Campus Technicus war?
Olaf Böhlk, Bernburg
Quellen
- [1]Broschüre ZukunftsBildung -Treibhaus Bernburg, Idee und Konzept:IBA-Büro GbR In Zusammenarbeit mit der Stadt Bernburg (Saale) und dem Landkreis Bernburg online verfügbar unter http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?dokumente-bernburg-saale↩
- [2]Broschüre BERNBURG (SAALE) ZUKUNFTS BILDUNG – LERNEN IM ZENTRUM (2010), Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt online verfügbar unter http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?dokumente-bernburg-saale↩
- [3]Broschüre ZukunftsBildung -Treibhaus Bernburg, Idee und Konzept:IBA-Büro GbR In Zusammenarbeit mit der Stadt Bernburg (Saale) und dem Landkreis Bernburg online verfügbar unter http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?dokumente-bernburg-saale↩
Links zum Thema
- Preisgekrönter Entwurf (1. Preis VOF-Verhandlungsverfahren 2009) zum Projekt Campus Technicus der Architekten Junk & Reich (Weimar)
- Planungskonzepte Campus Technicus auf der Webseite zur Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010
- Abschlussbericht des Projektes “Lebenswelt Schule Modellkommune SALZLANDKREIS – Vernetzung lokaler Akteure und Ressourcen für die individuelle Förderung von Kindern” auf der Webseite des Salzlandkreises