Nicht nur die Bernburger Stadtgräben sind zu sehen

Mit einer Pressemitteilung vom 18.02.2014 wurden die neuen Hochwasser-Gefahrenkarten des Landes Sachsen-Anhalt der Öffentlichkeit vorgestellt. Erstmals wird damit auch für die Heimatforschung interessantes Kartenmaterial zum Geländeprofil im Flussnähe öffentlich zugänglich.

Leider sind die Daten aber schon bei der Veröffentlichung  nicht mehr aktuell. Das Hochwasser 2013 fehlt bei der Berechnung!

Neue Hochwasserkarten zeigen spannende Informationen

Die Hochwassergefahrenkarten zeigen die Überflutungsgebiete und unter anderem die Wasserstandshöhen für die drei Szenarien:

  •  „Hochwasser mit niedriger Wahrscheinlichkeit bzw. Extremereignisse (HQ200/ HQExtrem)“
  • „Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit (HQ100)“
  • „Hochwasser mit hoher Wahrscheinlichkeit (HQ10/ an der Elbe HQ20)“
Die Bernburger Stadtgräben sind auf der neuen Hochwassergefahrenkarte gut zu erkennen.
Die Bernburger Stadtgräben sind auf der neuen Hochwassergefahrenkarte gut zu erkennen.

Neben wichtigen Erkenntnissen zur Gefahrenabwehr stellen die Karten auch eine interessante Quelle für die Heimatforschung bereit. Historische Flussläufe lassen sich erstmals auf dem Kartenmaterial verfolgen. So zeichnen sich beispielsweise die Bernburger Stadtgräben südlich der Neustadt deutlich auf den Karten ab.

In den Hochwasserrisikokarten werden entsprechende Bedrohungen für Lebens- und Wirtschaftsstandorte in Flussnähe visualisiert.

Daten sind nicht aktuell – Extremwerte vermutlich höher als eingezeichnet!

Das Hochwasserereignis des Jahres 2013 wurde bisher in den Karten NICHT berücksichtigt. Das Gleiche gilt für das extreme Hochwasser des Jahres 1947.

Die entsprechenden Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten für die Hochwasserrisikogebiete waren  laut Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie eigentlich bereits zum  22. Dezember 2013 zu erstellen.

In der Presseminformation heißt es dazu : Wesentliche fachliche Grundlagen für die Kartenerstellung bilden umfangreiche hydraulische Modellierungen der Gewässer. Sie fanden von 2009 bis 2012 statt, um eine fristgemäße Erstellung der Karten wie von der EU gefordert zum 22.12.2013 zu gewährleisten. Demzufolge konnten jedoch die Erkenntnisse des Extremhochwassers vom Mai/Juni 2013 an Elbe, Mulde, Saale und Weißer Elster für die erste Veröffentlichung der Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten noch nicht berücksichtigt werden. 

An einer zeitnahen landesinternen Aktualisierung der Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten wird derzeit gearbeitet. Das erfolgt unabhängig von dem von der EU vorgegebenen Aktualisierungstermin 2019.“ (Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt – Pressemitteilung Nr. 021/2014 vom 18.02.2014).

Zumindest für in Bernburg herangezogenen Pegel gilt bisher die Aussage von Werner Uhlmann: “Am UP Bernburg werden Wasserstände seit 1883 beobachtet und die Abflüsse seit 1956. Somit erklärt sich die verwendete HQ(T) Reihe 1957-1994.“ (Persönliche Mitteilung von Werner Uhlmann, Landesbetrieb f. Hochwasserschutz Sachsen-Anhalt vom 30.07.2013).

Die Argumentation der Landesregierung, dass die Zeit nicht gereicht hätte, um die Juni-Flut des Jahres 2013 in der Berechnung zu berücksichtigen wirft Fragen auf. Immerhin arbeitete man ja zumindest in Bernburg noch am 30.07.2013 mit Reihen, die nur bis zum Jahr 1994 reichten! Weiterhin gab es auch zu diesem Zeitpunkt in Bernburg noch Probleme mit den verwendeten mathematischen Modellen. Auch ohne die Juni-Flut 2013 staute sich so genügend Arbeit auf den Schreibtischen der verantwortlichen Planer.