Montagsforum zum Thema “Stadt Anhalt”

Montagsforum am 29.04.2013 im "Hotel Wien"
Montagsforum am 29.04.2013 im “Hotel Wien”

“STADT ANHALT- Mehr als ein Szenario?” lautete die Überschrift für einen Diskussionsabend der von Erich Buhmann initiierten Reihe “Montagsforum” am 29.04.2013.

Anders als bei den sonstigen Veranstaltungen des Montagsforums traf man sich diesmal im Raum der freien Kulturinitiative “Hotel Wien”. Dies kam der Veranstaltung zugute, da es nun möglich war, dem Podium zumindest akustisch zu folgen. Im Restaurant “Maximus”, dem klassischen Veranstaltungsort der Reihe, scheitert die Kommunikation oft bereits an der dort ständig die Diskussionen begleitenden Gastro-Dudelei aus den Lautsprechern.

Erfrischend und kenntnisreich moderierte der Magdeburger MDR-Redakteur und Lyriker Ulrich Wittstock die Veranstaltung.

Einzig aus der Ankündigung, bald zur Diskussion mit dem Auditorium überzugehen wurde leider nichts, die Diskussion fand zunächst nur im Podium statt.

Dort anwesend war Dr. Walter Prigge, der für den entsprechenden Abschnitt “Stadt Anhalt” im Aufsatz “CLOUD SERVICING” verantwortlich zeichnete Bearbeiter im Projektteam der Bauhausstiftung Dessau, Marcel Heins, welcher die Hochschule Anhalt vertrat, der Oberbürgermeister der Stadt Bernburg Henry Schütze und Werner Schulze, Geschäftsführer des Wasserzweckverbandes Saale-Fuhne-Ziethe.

Diskussion mit den Bürgern blieb auf der Strecke

Natürlich kann und soll hier nicht der Verlauf der Veranstaltung wiedergegeben werden.

Festzuhalten ist, dass für die notwendige Diskussion mit den Bürgern an dem Abend leider nur wenig Zeit blieb. Dies war wohl auch dem Thema geschuldet, welches sich ja nur am Rande mit Bernburger Belangen befasste.

Nicht angesprochen wurde das erst kürzlich verabschiedete Ortsteilentwicklungskonzept der Bernburger Stadtverwaltung, welches einen großen Bogen um wichtige Themen des demographischen Wandels macht. Nicht weiter verfolgt wurde auch der wichtige Diskussionsbeitrag des Bernburger Statistikers und Vorsitzenden des Mietbundes Dr. Peter Kaufmann, der auf mögliche soziale Spannungen aufgrund der unausgewogenen Geschlechterzusammensetzung in der jüngeren Bevölkerung aufmerksam machte.

Hier wurde der Bedarf für eine Extra-Veranstaltung offensichtlich, bei der es explizit um die Zukunft der Stadt Bernburg an sich geht.

Bezüglich der “Stadt Anhalt” blieben die Vorstellungen recht wage. Letztendlich handelte es sich nach Prigges Aussage um eine Provokation. Vielleicht ebenso wie die These, dass wir uns in Sachsen-Anhalt schon zu viel mit Geschichte beschäftigt hätten.

Provokation “Stadt Anhalt” – Fehlt es an Tiefe?

Scheinbar reichte aber noch nicht einmal diese übermäßige Beschäftigung mit der Historie aus, um dem Projektteam des Bauhauses klarzumachen, dass Wittenberg nie zu Anhalt gehört hat.

raumpioniereDamit besitzt eine “Stadt Anhalt” noch weniger Legitimation als das Verwaltungskonstrukt “Salzlandkreis”, dessen Scheitern als Integrations- und Kulturraum Bernburgs Bürgermeister Schütze freimütig einräumte. Die Idee einer “Stadt Anhalt” stellt sich wieder einmal als ein Versuch heraus, die letztendlich nur durch Verlegung einer Bundesbehörde vor dem völligen Niedergang bewahrte Stadt Dessau durch das flächenhafte Anzapfen von Ressourcen in das nächste Jahrtausend zu retten.
Es liegt eine gewisse Tragik darin, dass die Publikation des Bauhauses “Raumpioniere in ländlichen Regionen – Neue Wege der Daseinsvorsorge” vor allem auf die recht oberflächlich skizzierte Provokation “Stadt Anhalt” reduziert wurde. Die anderen Themen des Handbuches wären für Bernburg ungleich wichtiger gewesen und hätten einer gründlicheren Besprechung bedurft. Dafür fehlte aber an diesem Abend die Zeit und weitere Diskussionen zum Thema sind bisher nicht geplant.

Zum Weiterlesen…