Bahnhof Bernburg: Alptraum im “Vorzeigestück”

Aufruf zur Solidarität mit dem Opfer am Bernburger Bahnhof.
Aufruf zur Solidarität mit dem Opfer am Bernburger Bahnhof.

“Der Bernburger Bahnhof wird ein Vorzeigestück sein“ (Landesverkehrsminister Thomas Webel im Juli 2012).

Lange Jahre führte der Bernburger Bahnhof ein Schattendasein. Vor Jahrzehnten Arbeitsstelle für zahlreiche Reichsbahnbedienstete, verkam das Gebäude nach der Wende und dem damit verbundenen Niedergang der Regionalbahnen zusehends.

Dieser Zustand änderte sich ab dem Jahr 2009. Mit einer Investition von rund 2,3 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes, des Landes und der Bahn-Tochter DB Station & Service AG sollte der bereits 2008 an einen neuen luxemburgischen Besitzer verkaufte Bernburger Bahnhof (Quelle: MZ-Artikel “Großer Bahnhof zur Eröffnung” vom 18.07.2012) zu einem attraktiven Verkehrs- und Wirtschaftsstandort ausgebaut werden.

Nun, ein Jahr später, ist der Bernburger Bahnhof deutschlandweit bekannt. Aber nicht aufgrund eines gelungenen Investitionsprojektes, sondern in Verbindung mit einem brutalen Ausbruch von Gewalt gegenüber einem ausländischen Mitbürger unserer Stadt.

Dass das Opfer genau einer jener Geschäftsleute war, die die in den Standort Bahnhof gelegten Hoffnungen umsetzen sollten, verdeutlicht zusätzlich die Brisanz des Vorfalls.

Der Anschlag geschah an einem Sonnabend um 21:30 Uhr. Es muss in diesem Zusammenhang die Frage gestellt werden, ob das Sicherheitskonzept des Gebäudes ausreichend ist. Natürlich war die Polizei schnell vor Ort, doch was nützt das in diesem Fall dem Opfer? Sollten Reisende den Bernburger Bahnhof in Zukunft am Abend nur mit Vorsicht benutzen? War die Tat nur ein Zufall, der so überall passieren kann?
Diese Fragen müssen nun geklärt werden. Und auch die Frage, wer in diesem kombinierten Verkehrs- und Gewerbegebäude für die Sicherheit zuständig ist.

Vor dem Hintergrund des brutalen Überfalls im Bahnhofsgebäude sollten nun konkrete Maßnahmen erfolgen, um die Sicherheit für Gewerbetreibende und Reisegäste an diesem Standort fühlbar zu erhöhen. Ob dazu eine Videoüberwachung ausreicht, ist fraglich.
Der Bahnhof ist auch das symbolische Eingangstor für die Hochschulstadt Bernburg. Der feige Anschlag an einem Ort, an dem wir Bernburger unsere Gäste in unserer Stadt willkommen heißen, kann so nicht hingenommen werden.

Gemeinsam mit den Bürgern, der Stadtverwaltung und dem Eigentümer des Objektes sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, den Bernburger Bahnhof, als wichtigen Teil unserer Stadt, wieder von der durch die Schandtat entstandenen Aura der Angst und Unsicherheit zu heilen.

Solidaritätsveranstaltungen am Bahnhof

  • Am heutigen 27.09.2013 um 14:30 Uhr, Demo gegen Rassismus
  • Am 29.09.2013 um 14:00 Uhr, Solidaritätsveranstaltung von Bernburger Bürgern für das Opfer