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MZ-Artikel vom 22.06.2011 – Zu wenig behindertengerechte Wohnungen

Kommentar von mir: Auch nach 15 Jahren Stadtsanierung – Wohnungen für behinderte Einwohner sind knapp!

Zu wenig behindertengerechte Wohnungen

Im Montagsforum wird über die Situation von Menschen mit Behinderungen in Bernburg diskutiert.

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BERNBURG/MZ/FIF – Das Montagsforum der Grünen hatte sich auf der aktuellen Sitzung des Themas “Behindertengerechtes Bernburg” angenommen. Als Experte war Torsten Sielmon, der seit fast drei Jahren als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Salzlandkreises tätig ist, anwesend und berichtete über seine Erfahrungen. “Es kommt sehr selten vor, dass man als Behindertenbeauftragter eingeladen wird – zumindest von politischen Gremien”, zeigte sich Sielmon erfreut über die Möglichkeit des Austausches. Denn gerade die Öffentlichkeitsarbeit sei immens wichtig, um auf Probleme aufmerksam zu machen.

Im vergangenen Jahr habe er während seiner monatlichen Sprechstunden 95 Beratungsgespräche geführt – Gespräche, in denen sich vor allem zeigt, mit welchen Schwierigkeiten Menschen mit Behinderungen tagtäglich zu kämpfen haben. So berichtete er etwa von dem Ergebnis einer Parkplatzüberprüfung im Landkreis, laut dem ausgewiesene Behindertenparkplätze häufig von nicht Eingeschränkten “missbraucht” werden. In dem Forum, an dem auch einige Betroffene teilnahmen, kam außerdem zur Sprache, dass an manchen Stellen in Bernburgs Innenstadt die Aufsteller von Geschäften mitten auf den zum Teil engen Fußwegen stehen, so dass sie ein Hindernis für Geh- und Sehbehinderte darstellen. Sabine Roloff erwähnte das Problem überfüllter Busse. Besonders an den beiden Markttagen sei die City-Linie mitunter so voll, dass Rollstuhlfahrer nicht mehr mitgenommen werden können. Hier müssten die Busse in höheren Frequenzen verkehren. Immerhin verfügen die meisten Fahrzeuge über Rampen, die das “einrollen” ermöglichen. Auch die Aufzüge am Bahnhof und die behindertengerechte Toilette am Karlsplatz seien positive Entwicklungen.

Einer Frau aus der Talstadt, die namentlich nicht genannt werden möchte, lag etwas Besonderes auf dem Herzen. Im September 2010 bekam sie von der Wohnstätten GmbH die Kündigung für ihre Wohnung geschickt, weil das Gebäude saniert werden soll. Drei Wohnungen wurden ihr und ihrem Mann angeboten, die sich jedoch alle als ungeeignet erwiesen hätten. Da sie blind ist, müssen bei ihr bestimmte Wohnungskriterien einfach erfüllt sein, doch habe sie keine gleichwertige Wohnung zugesprochen bekommen. Nun zieht sie in eine ebenfalls unsanierte Wohnung in der Breiten Straße, bei der zu befürchten sei, dass sie dann in einigen Jahren das gleiche Sanierungsproblem haben könnte. “Das Problem ist, dass nichts Adäquates da ist”, kennt auch Sielmon den Wohnungsengpass. Dann dürfe man eben nicht alles abreißen (etwa in der Erich-Besser-Straße) und die Leute rausschmeißen, entgegnete die aufgebrachte Rentnerin. Grünen-Politiker Erich Buhmann kommentierte, es müsse eine Prämisse sein, Erdgeschosswohnungen behindertengerecht zu gestalten und für Bedürftige freizuhalten.