Schloss Köthen soll zu einem Zentrum Anhalts werden und Bernburg verschläft seine Chancen

Während man in Bernburg zwar im Schloß kräftig baut, niemand aber offiziell über ein Gesamtkonzept für die Anlage verfügt, macht man in Köthen Nägel mit Köpfen.

In einem Neubau im Köthener Schloß soll ein zentraler touristischer “Anlaufpunkt für die Region Anhalt” entstehen. Die Chancen für eine Finanzierung des Bauvorhabens stehen nach Presseangaben nicht schlecht.

Bauen ohne Gesamtkonzept? Schloss Bernburg

Nach der Errichtung eines Veranstaltungssaales in der ehemaligen Reithalle wäre der Ersatzneubau die zweite Großinvestition im Schlossensemble der Bachstadt.

Auch beim Köthener IBA-Projekt orientierte man sich mit dem Thema “Homöopathie als Entwicklungskraft” an der regionalen Tradition und verband dabei geschickt eine wichtige historische Persönlichkeit der Stadtgeschichte, Samuel Hahnemann, mit einem überregionalen Förderprojekt mit großer Öffentlichkeitswirkung.

In Bernburg hingegen, wo gerade wichtige archäologische Befunde durch die IBA-Baustelle des Campus Technicus undokumentiert zerstört wurden, tut man sich schwer, Historie und Bauprojekte in einem schlagkräftigen Konzept zusammenzuführen und dabei auch die Bevölkerung und das Thema Anhalt mit einzubinden.

Dabei hätte Bernburg durchaus mit seinem Schloß Potentiale, eine gewichtige Rolle beim Thema Anhalt 800 und dem Reformationsjubiläum 2017 zu spielen: Der Bau der “Leuchte” und die einzigartige Relieftafel des Renaissancebaumeisters Andreas Günther könnten das Bernburger Schloß zum überregional bedeutenden Ausstellungsort zum Thema “Fürstenreformation” machen.

[wpfilebase tag=file id=7 tpl=imagelinkrechts180]Die Bernburger Stadtverwaltung bräuchte dafür nicht einmal konzeptionell bei null anfangen. Für eine im Auftrag der Kulturstiftung Bernburg erarbeitete Rahmenkonzeption mit dem Titel “Renaissance als Chance” liegen Stellungnahmen namhafter Kunsthistoriker und Museumsleute in Sachsen Anhalt vor.

Allein die verantwortlichen Entscheidungsträger ignorierten bisher den Vorschlag, wenigstens den Raum der “Tafelstube“ im Untergeschoss der Leuchte des Schlosses Bernburg im Jahr 2017 als Korrespondenzstandort in ein überregionales Ausstellungsprojekt zum Thema “500 Jahre Reformation” einzubringen und somit die einmalige Chance für eine überregionale Etablierung als Ausstellungsort zu nutzen.

Stattdessen wird der Termin der Wiedernutzung des Langhauses auf den St. Nimmerleinstag verschoben.

Scheinbar fehlt es, ähnlich wie bei der Bernburger Stadtplanung, auch beim Umgang mit dem Schloß an kraftvollen und kreativen Visionen, die historische Gegebenheiten nutzbringend mit zukünftigen Perspektiven verbinden können, um daraus Vorteile für den Standort Bernburg abzuleiten.

Köthens ambitionierte Pläne zeigen unserer Stadt einmal mehr, dass man hier eine wichtige Entwicklung zu verschlafen droht.