Leserbrief “Mehr aus Bernburg machen” vom 11.04.2016

Ein Leserbrief zu dem am 17.03.2016 im Bernburger Lokalteil der MZ auf Seite 11 erschienenen Artikel  „Falscher Adressat“. Darin ging es um Reaktionen auf meine Aufforderung an den Bernburger Oberbürgermeister H. Schütze, das Jahr 2017 zu einer Neupositionierung des Schlosses Bernburg in der sachsen-anhaltischen Landeskultur zu nutzen.

Leserbrief zum Artikel „Falscher Adressat“ vom 17.03.2016, Lokalteil S. 11 (siehe unten), erschienen am 11.04.2016

Das erste Treffen der Arbeitsgruppe „Reformation 2017“ unter Beteiligung von Herrn Koller, Frau Schmidt (Kulturamt der Stadt Bernburg), Herrn Meißner (Beauftragter für Stadtmarketing) und der durch mich vertretenen Kulturstiftung Bernburg fand am 25.03.2014 statt. Von Anfang an machte ich im Rahmen der AG-Treffen deutlich, dass die Kulturstiftung Bernburg die Aktivitäten zum Reformationsjahr 2017 als große Chance für eine nachhaltige Revitalisierung des Bernburger Schlosses sieht. Der Impuls 2017 sollte unserer Meinung nach genutzt werden, um das bereits auf der Sitzung des Landesdenkmalrates am 06.12.2007 von der Stadtverwaltung Bernburg angekündigte „ganzheitliche Nutzungskonzept“ für das Schloss Bernburg nun endlich in Angriff zu nehmen. Der Erschließung von überregional bedeutsamen Themenkomplexen mit Alleinstellungspotenzial für das Schloss Bernburg kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

Die Kulturstiftung Bernburg hat in den Jahren seit 2007 zwei landesgeschichtliche Themen unter den „griffigen“ Marketing-Titeln „Schloss Bernburg: Herz und Wiege Sachsen-Anhalts“ und „Fürstenreformation und Reformationsfürsten“ auf wissenschaftlicher Basis herausgearbeitet. Während man offensichtlich diesen Themen in Bernburg nur wenig Potenzial über 2017 hinaus zutraut, griff Wittenberg dankbar zu. Unsere jüngste Publikation „Romanische Sakralbauten auf dem Bernburger Schlossberg“ wurde von den Autoren der kürzlich eröffneten Ausstellung zu den sächsischen Askaniern in der „Historische Stadtinformation“ in Wittenberg inhaltlich zur Kenntnis genommen. Ein ca. 2x3m großes Bild des Bernburger Schlosses, als dem historischen Schauplatz des „Bernburger Erbfalls“, prägt nun an zentraler Stelle die Ausstellung zum askanischen Kurfürsten Rudolf II., dem Ururenkel des 1212 in Bernburg verstorbenen Herzogs Bernhard von Sachsen, am Wittenberger Arsenalplatz. Das Ereignis des „Bernburger Erbfalls 1212“ bildet also in Wittenberg die Begründung für die neuartige Aussage, dass das Bundesland Sachsen-Anhalt seinen Namen einer mittelalterlichen sächsisch-anhaltischen Landesgeschichte verdankt und es sich somit keinesfalls um ein „künstliches“ oder „geschichtsloses“ Gebilde handelt. Allen Bernburgern, die sich einen Eindruck von der Bedeutung des Schlosses Bernburg und des Ereignisses 1212 für die Landesgeschichte machen wollen, sei ein Besuch der „Historischen Stadtinformation“ in Wittenberg wärmstens empfohlen. Vielleicht wäre ein Betriebsausflug dorthin ja auch für die Stadtverwaltung einmal interessant, um in Wittenberg auf 700 Quadratmetern zu erleben, welche Rolle Schloss Bernburg für die neue sächsisch-anhaltische Selbstwahrnehmung spielt.

Während also das Datum 1212 in Wittenberg als Grundlage der „historischen Visitenkarte“ unseres Bundeslandes für die internationalen Gäste des Jahres 2017 genutzt wird, zögert man in Bernburg, die Potenziale des Schlosses auszuspielen. Hier sollten Stadt und Verwaltung selbstbewusst auf Partner im Land zugehen. Dabei geht es nicht darum, aus Bernburg einen „Nabel der Welt“ zu machen. Aber der „Bernburger Erbfall 1212“ macht immerhin Schloss Bernburg zum historischen „Nabel des Landes Sachsen-Anhalt“!

Die aus den neuen konzeptionellen Ansätzen resultierenden Chancen für das Bernburger Schloss stellte ich als Vertreter der Kulturstiftung Bernburg den fachlich zuständigen Ausschüssen des Stadtrates am 09.04.2015 (Kulturausschuss) und 01.12.2015 (Planungsausschuss) in multimedialen Präsentationen vor und erhielt dort, neben der wohlwollenden Zustimmung der Stadträte, auch die Empfehlung, die Vorhaben weiter zu verfolgen. Nachdem eine von der Kulturstiftung Bernburg an Oberbürgermeister Schütze am 20.01.2016 schriftlich herangetragene Bitte zur Übernahme der Federführung bei der Organisation eines überregionalen Arbeitsgespräches zur thematischen Einbindung institutioneller Partner auf Landesebene bei der Präsentation des Schlosses Bernburg im Jahr 2017 ohne Reaktion blieb, richtete die Kulturstiftung Bernburg am 16.02.2016 ein entsprechendes Schreiben an den Vorsitzenden des Kulturausschusses, Herrn Eberhard Balzer.

Der Kulturausschuss sprach sich bei seiner Sitzung am 18.02.2016 dafür aus, dass Oberbürgermeister Schütze nun entsprechend unserer vorgetragenen Bitte aktiv werden sollte. Herr Balzer verpflichtete sich gegenüber den Ausschussmitgliedern, dieses Anliegen an Herrn Schütze heranzutragen. Ein Gesprächsangebot des Oberbürgermeisters zu diesem Thema liegt mir, anders als im Artikel behauptet, bisher nicht vor.

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MZ-Presseartikel vom 17.03.2016

Falscher Adressat

Schreiben von Olaf Böhlk zum Reformationsjubiläum sorgt für Diskussionen.

VON SUSANNE SCHLAIKIER

BNERBURG/MZ – Wenn im nächsten Jahr allerorts das Reformationsjubiläum gefeiert wird, will sich auch Bernburg beteiligen. Martin Luther war zwar nie in der Saalestadt – aber es finden sich Spuren des Reformators. Daher beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe – bestehend aus Vertretern der Stadt, der Kirche, dem Museum, dem Tourismusbereich, der Kulturstiftung, der Hochschule und des Landkreises damit, wie sich das Jubiläum touristisch vermarkten lässt (die MZ berichtete). Einer der Höhepunkte ist zweifelsohne der Europäische Stationenweg, zu dem Bernburg als einer der wenigen Städte der Region gehört. Aber auch das Bernburger Schloss mit seiner Leuchte – erbaut in Zeiten von Fürst Wolfgang von Anhalt Köthen (1492-1566), einem Unterstützer der Reformation, soll Gäste anlocken.

Olaf Böhlk, Mitarbeiter der Kulturstiftung, macht sich aber schon jetzt Gedanken darüber, wie es nach 2017 mit der Vermarktung des Schlosses weitergehen soll. Er möchte deshalb noch in diesem Jahr einen Workshop mit mehreren beteiligten Partnern organisieren – und dafür die Stadt hauptverantwortlich ins Boot holen. Ein entsprechender Vorschlag – in Form eines Briefes – ist bereits im Kulturausschuss thematisiert worden. Dort hatten die Mitglieder mehrheitlich ihre Zustimmung signalisiert. Während des jüngsten Hauptausschusses brachte der Vorsitzende des Kulturausschusses Eberhard Balzer (Die Linke) noch einmal die Sprache auf jenes Schreiben.

Daraufhin äußerten gleich mehrere Beteiligte ihr Unverständnis über die Vorgehensweise von Olaf Böhlk. Denn der eigentliche Adressat eines solchen Schreibens, sagte etwa Jürgen Weigelt (CDU), sei nicht der Oberbürgermeister, sondern der Stadtrat. Auch Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) würdigte das Engagement Böhlks, unter anderem in besagter Arbeitsgruppe. “Wir wollen seine Qualitäten auch weiter nutzen”, betonte Schütze. Allerdings hält er einen solchen Brief für ungeeignet. Er habe Olaf Böhlk schon mehrfach ein Gespräch angeboten, doch bisher sei es nicht dazu gekommen, so Schütze. Auch Kulturdezernent Paul Koller äußerte sein Unverständnis. “Ich finde das Vorgehen juristisch fragwürdig.” Die Arbeitsgruppe leiste gute Arbeit, dort werde die Arbeit koordiniert. Es würden Publikationen veröffentlicht, Ausstellungen vorbereitet und auch der Umzug zum Stadtfest würde sich thematisch auf das Reformationsjubiläum einstellen. Es seien viele Mosaiksteinchen, die in diesem und nächsten Jahr realisiert werden. Das Reformationsjubiläum könne eine Chance für die Stadt sein, so Koller. “Ich glaube, dass wir einen bedeutenden Beitrag leisten können.” Er sagt aber auch: “Wir sind nicht der Nabel der Welt.” Die Gäste würden gewiss nicht in Scharen nach Bernburg strömen.